Weinst du?

Der Blick ging blind aus dem Fenster.Über die Straße,zu den Häusern.Links über den dunklen Fahrradweg,rechts zu den Bahnschienen die wohl so alt waren,wie das zertrümmerte Häuschen daneben.Die Luft schmeckt viel frischer und riecht viel schöner als dort,wo ich herkomme.Also dort,wo ich nun schon wieder bin.

Sechs Tage sind unaufhaltsam vorbei gerauscht.Sechs freie Tage,sechs fesselnde Nächte.
Die Tage mit Herzensjunge und seiner Familie waren schön.Schweigsam,aber schön.
Ich hab mich sehr zurückgenommen.Ich wusste nie so recht,was ich erzählen sollte,denn so viel Schönes kann ich von mir nicht erzählen.Aber trotzdem hoffe ich,das ich ihnen erträglich war.
Die Nächte waren zum Teil ein Kampf. Donnerstagnacht hab ich kaum geschlafen.Mit dem schlafenden Herzensjungen an meiner Seite liefen mir die Tränen in Strömen über die Wangen und bildeten eine Pfütze auf dem Kissen.Manchmal musste ich mich setzten,denn ich hatte das Gefühl zu ersticken.Zu ersticken an all den schlechten Gedanken,die sich in manchen Nächten neben mir legen,sich an mich drücken,mir abscheuliche Dinge in meine Ohren hauchen.
So auch gestern Nacht.Der Fluss ist übergelaufen.Der Damm gebrochen.Bebend  dargelegen,die kleinen Hände suchten zitternd Halt im Bettlaken.Und er hat es gemerkt.Hat gefragt,was los sei.Aber die Antwort hat sich versteckt.Versteckt in mir. Ich rede nicht gern darüber was in mir passiert.Vielleicht weil ich es selbst nicht wirklich erklären kann.Ich selbst nicht weiß,warum immer öfter alles zusammenbricht.
Ich wollte so viel sagen,aber mein Kopf war leer.Leer wie das zertrümmerte Haus bei den Schienen.
Das dunkle Zimmer,sein warmer Körper und mein erster Versuch,mich zu erklären.
Meine Stimme versagte immer wieder und die Tränen ließen mich teilweise verstummen,aber irgendetwas muss zu ihm durchgedrungen sein.
Ich weiß nicht,ob es richtig war,ihm zu offenbaren,was das hier wirklich für Menschen sind und wie es mir wirklich geht,aber ich habe mit ihm endlich darüber geredet,was ich fühle.Nach mehr als einem Jahr.